Ökosysteme und Ökosystemdienstleistungen richtig bewerten – Forschungsergebnisse gehen in die Anwendung
Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts „DESSIN“ hat IWW in Zusammenarbeit mit weiteren führenden europäischen Wasserforschungsinstituten einen Leitfaden entwickelt, mit dessen Hilfe Veränderungen in Ökosystemen als Resultat der Umsetzung innovativer wasserwirtschaftlicher Maßnahmen bewertet werden können. Eine Verbesserung von Ökosystemen geht häufig mit der erhöhten Nutzung der sogenannten Ökosystemdienstleistungen (engl.: ecosystem services, kurz: ESS) einher. Hierbei sind grundlegend drei Arten von Ökosystemdienstleistungen zu unterscheiden: bereitstellende Dienstleistungen (u. a. Trinkwasserverfügbarkeit), regulierende und aufrechterhaltende Dienstleistungen (u. a. Hochwasserschutz, Klimaregulierung,) sowie kulturelle Dienstleistungen (u. a. Naherholung, Tourismus, Exkursionen). Die Bestimmung des Nutzens von Veränderungen im Ökosystem ist somit recht komplex, lässt sich mit dem DESSIN-Ansatz nun aber monetär bewerten.
Der Bewertungsansatz des „DESSIN ESS Evaluation Framework“ bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung sowie für die Gestaltung urbaner oder ländlicher Naturräume mit Wasserbezug. Ob Real-Time-Control-Systeme in der Kanalisation, Renaturierungsmaßnahmen, dezentrale Wasseraufbereitung oder Grundwasseranreicherung (Managed Aquifer Recharge), der DESSIN-Bewertungsansatz ist für die fallspezifische Analyse der einhergehenden Umweltwirkungen wasserwirtschaftlicher Baumaßnahmen bestens geeignet und hilft dadurch Investitionsentscheidungen im Wassersektor transparent zu machen und ihren vielfältigen Auswirkungen entsprechend zu bewerten.
Das „DESSIN ESS Evaluation Framework“ wurde auf Basis des DPSIR-Modells und der Common International Classification of Ecosystem Services (CICES) entwickelt und im Projekt bereits an drei inzwischen abgeschlossenen Fallstudien in Deutschland, Dänemark und Spanien getestet. Der Leitfaden empfiehlt fünf Arbeitsschritte, innerhalb derer der Anwender von der Fallstudienbeschreibung, über eine Problemcharakterisierung und die Identifizierung geeigneter Maßnahmen bis hin zur Maßnahmenbewertung mit dem Ecosystem-Service-Ansatz geleitet wird. Als Ergebnis liegt nach den ersten vier Schritten bereits eine ökologische Bewertung der Veränderung der Ökosystemdienstleistung und eine Abschätzung der daraus resultierenden monetären Kosten und Nutzen vor. Die abschließende Nachhaltigkeitsbewertung richtet sich schließlich speziell an Entscheidungsträger in Unternehmen und Verbänden, die sich mit diesem vielschichtigen Entscheidungsproblem konfrontiert sehen und sozioökonomische, ökologische und rechtliche Aspekte in ihrer Entscheidung mit berücksichtigen möchten oder müssen.
Der Leitfaden und weitere begleitende Dokumente stehen auf der Homepage des Projektes kostenlos zum Download bereit.
Bei Fragen zur Anwendung des Leitfadens steht Ihnen IWW gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Ansprechpartner: Andreas Hein