Krankheitserreger in Trinkwasser-Installationen: erkennen und bekämpfen
„Gold-Standard“ zur Bestimmung lebender Bakterien im Trinkwasser sind weltweit Kultivierungsmethoden, die auf der Fähigkeit dieser Organismen basieren, Kolonien auf Agar-Nährmedien zu bilden oder sich in flüssigen Nährmedien zu vermehren. Im Umkehrschluss wurde davon ausgegangen, dass Bakterien, die nicht mehr auf oder in Nährmedien wachsen, tot oder zumindest irreversibel inaktiviert sind. Man weiß nämlich schon lange, dass auch Bakterien, die sich nicht kultivieren lassen, nicht notwendigerweise tot sind. Sie können vorübergehend vom „Radar der Überwachung“ durch kulturelle Methoden verschwinden und in einen unkultivierbaren Zustand eintreten. Dieser Zustand wird als „viable but nonculturable“ (VBNC) bezeichnet.
An praktisch allen Oberflächen von Trinkwasser-Systemen sitzen Mikroorganismen, aus denen mehr oder weniger flächendeckende Biofilme entstehen können. Die vorherrschenden Organismen in Trinkwasserbiofilmen stellen kein Gesundheitsrisiko für den Menschen dar. Gelegentlich können jedoch temporär Mikroorganismen mit krankheitserregenden Eigenschaften in Biofilmen vorkommen, wie zum Beispiel die fakultativ pathogenen Bakterien Legionella pneumophila und Pseudomonas aeruginosa in der Trinkwasser-Installation. Bakterien in Biofilmen können sich aber unter günstigen Nährstoff- und Temperaturbedingungen vermehren und aus den Biofilmen freigesetzt werden, sodass es zu einer Kontamination des Trinkwassers kommt (Wingender, 2011). Vom gesundheitlichen Standpunkt aus ist festzustellen, dass von Biofilmen in Trinkwasser-Verteilungs- und Installationssystemen keine Krankheitserreger in Konzentrationen ins Trinkwasser abgegeben werden dürfen, die eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit besorgen lassen.
Ziel des Projekts war es, einen Beitrag zur Erfüllung dieser Forderung zu leisten. Die Ergebnisse wurden in komprimierter Form als “Erkenntnisse aus dem Projekt Biofilm-Management” zusammengefasst. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Beteiligt waren unter Koordination von Professor Hans-Curt Flemming 5 Forschungspartner und 13 Industriepartner.