PLASTRAT – Erfolgreicher Projektabschluss des BMBF-Vorhabens
Alle Ergebnisse kompakt und übersichtlich im Synthesebericht
Einträge von Mikroplastik in Binnengewässer und deren Auswirkungen auf diese Ökosysteme standen im Mittelpunkt des Forschungsprojekts „PLASTRAT – Lösungsstrategien zur Verminderung von Einträgen von urbanem Plastik in limnische Systeme“. Das dreijährige Forschungsvorhaben startete im September 2017 und wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund drei Millionen Euro im Forschungsschwerpunkt „Plastik in der Umwelt – Quellen, Senken, Lösungsansätze“ gefördert. Neben dem IWW Zentrum Wasser gehörten dem Projektteam neun weitere wissenschaftliche und industrielle Partner an: Universität der Bundeswehr München (Projektkoordinator), aquadrat ingenieure GmbH, BfG – Bundesanstalt für Gewässerkunde, Goethe Universität Frankfurt, inge GmbH, ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Leibniz-Institut für Ostseeforschung, Leibniz-Institut für Polymerforschung e.V. und Technische Universität Darmstadt – Institut IWAR. Zwölf assoziierte Partner und Unterauftragnehmer unterstützten das Projekt, bei denen es sich vor allem um Betreiber von Abwasserbehandlungsanlagen, aber auch Hersteller und Vertreiber von Kunststoffen sowie Fachverbände handelte.
Das Geschäftsfeld Toxikologie des IWW bearbeitete im Projekt unter anderem die humantoxikologische Untersuchung von Kunststoffadditiven und Leachaten aus unterschiedlichen Polymeren, die durch eine künstliche Verwitterung freigesetzt wurden. Der Bereich Wasserökonomie entwickelte zudem eine Methodik zur Risikoanalyse von Mikroplastikpartikeln und ausleachenden Additiven für die Trinkwasseraufbereitung und federführend ein wissenschaftliches System zur Bewertung von Kunststoffen bezüglich ihrer Umweltverträglichkeit für limnische Systeme erarbeitet.
Die PLASTRAT-Ergebnisse belegten unter anderem, dass durch Verwitterungsvorgänge eine bisher unbekannte Vielzahl von Substanzen aus den Kunststoffen freigesetzt wird. Dies waren entweder Additive, die den Materialien zugesetzt wurden, oder Substanzen, die während der Verwitterung gebildet wurden. Es zeigte sich außerdem, dass sich die Anzahl an nachgewiesenen Verbindungen durch eine UV-Bestrahlung zusätzlich erhöht. Diese „Substanz-Cocktails“ führten unter anderem zu hormonellen Wirkungen in den verwendeten Biotests. Aufgrund der Vielzahl unterschiedlichster chemischer Verbindungen bleibt es jedoch schwierig toxikologische Effekte einzelnen Substanzen zuzuordnen. Um diese Frage in Zukunft ganzheitlicher zu beleuchten wurde die Anwendung der effektdirigierten Analytik angeregt.
Synthesebericht: Lösungsstrategien und zukünftige Herausforderungen
Der gerade publizierte Synthesebericht von PLASTRAT fasst die zentralen Ergebnisse des Projektes zusammen und gibt erste Antworten auf aktuelle Fragestellungen zum Thema (Mikro-)Plastik in Gewässern: Wie hoch sind die Einträge von Mikroplastik in Gewässer durch die Siedlungswasserwirtschaft und wie können diese Einträge überhaupt gemessen werden? Wie lassen sie sich reduzieren? Welche Auswirkungen können durch Mikroplastik und die darin enthaltenen Additive entstehen? Welche Handlungsoptionen zur Reduktion des Eintrags von Mikroplastik bestehen für Hersteller und Verbraucher?
Die Projektergebnisse zeigen Ansatzmöglichkeiten für die notwendige Standardisierung von Probenahme und -aufbereitung sowie Analyse von Mikroplastik sowohl aus wässrigen Proben als auch aus Klärschlamm.
Abschließend werden im Synthesebericht auch offene Fragestellungen und Herausforderungen behandelt. Es ergaben sich Handlungsempfehlungen für Wissenschaft, Konsumenten, Politik und Wasserwirtschaft. Diese beinhalten beispielsweise die Einführung einer Deklarationspflicht von Kunststoffinhaltsstoffen oder die Harmonisierung und Standardisierung von Methoden und Technologien zur Substanzdetektion.
Der Synthesebericht von PLASTRAT steht zum Download zur Verfügung unter:
https://athene-forschung.unibw.de/137063
Plastik in der Umwelt – Alle Unklarheiten beseitigt?
Das Themenfeld „Plastik in der Umwelt“ ist umfassend und hochgradig inter- und transdisziplinär. Wo verschiedene Disziplinen zusammenkommen, herrscht aber häufig auch eine gewisse Uneinheitlichkeit bei der Bezeichnung von Dingen. Denn Begriffe und Definitionen im technischen und regulatorischen Bereich sind sehr eng mit spezifischen Anwendungsgebieten verbunden.
Das Kompendium „Kunststoffe in der Umwelt“ zielt darauf ab, relevante Begriffe zu schärfen. Und trägt so zu einem besseren und gemeinsamen Verständnis innerhalb der heterogenen Community von Plastik in der Umwelt bei. Ausserdem kann sie die Kommunikation mit und durch außerwissenschaftliche Akteur*innen zum Themenfeld auf ein begrifflich korrektes und belastbares Fundament stellen.
Unter aktiver Mitwirkung verschiedener IWW-Mitarbeiter*innen entstand im Rahmen des Querschnittthemas 3 „Begriffe und Definitionen“ eine Handreichung. Diese steht hier als PDF zum Download bereit: