Start des DVGW-Forschungsprojektes „Zustandsanalyse von AZ-Rohren“
Im November 2017 wurde ein durch den DVGW und ca. 15 Wasserversorgern aus dem In- und Ausland finanziertes Forschungsvorhaben zur Zustandsbewertung, Prognose der Restnutzungsdauer und Ableitung von Instandhaltungskonzepten von Trinkwasserrohren aus Asbestzement begonnen. Die Dauer des Forschungsprojektes beträgt drei Jahre.
Aufgrund fehlender materialtechnischer Informationen und Bewertungsgrundlagen existiert in Deutschland keine Möglichkeit, für den Bestand an AZ-Leitungen ein belastbares Instandhaltungskonzept zu erstellen und umzusetzen.
Die üblicherweise angewandten Instandhaltungsstrategien mit Schwerpunkt der AZ-Rohrleitungen sind
- ereignisorientierte Strategien im Rahmen von Schadensereignissen,
- Instandhaltung/Rehabilitation von Netzabschnitten mit hoher versorgungstechnischer Bedeutung und Schadensauffälligkeit.
Da Konzepte oder eine technische Regel (z.B. analog zum DVGW-Merkblatt GW 19), nichtstatistische Nutzungsdauerprognosen bzw. Prognosekonzepte (vergleichbar zu den metallenen Werkstoffen) und Monitoringkonzepte fehlen, hat das Forschungsvorhaben folgende Zielsetzungen:
- Generierung eines Prognosealgorithmus, mit dessen Hilfe unter Verwendung der ermittelten zustandsbeeinflussenden Parameter der Prozess der Zustandsverschlechterung (chemischer und physikalischer Alterungsprozess, Langzeitverhalten) berücksichtigt und beschrieben werden kann;
- Bereitstellung einer zerstörungsfreien Methodik zur messtechnischen Zustandsbewertung von AZ-Rohren als Basis für die Ableitung einer (zustandsbezogenen) Restnutzungsdauer (Zeitraum bis zum Totalversagen der untersuchten Leitungen);
- Erstellung eines Konzepts zur Identifizierung kritischer AZ-Leitungen und Ableitung der Ausfallwahrscheinlichkeit;
- Bereitstellung einer Methodik zur Prognose der Restnutzungsdauer von AZ-Rohren;
- Erarbeitung eines Konzepts zur Erstellung von Instandhaltungsstrategien hinsichtlich AZ-Rohrleitungen;
- Bereitstellung eines Überwachungskonzepts für AZ-Rohrnetze unter hygienischen Gesichtspunkten (Asbestfaserkonzentration im Trinkwasser);
- Aufarbeitung der Ergebnisse zur praktisch nutzbaren Anwendung in Form von
– Leitfäden zur Zustandsbewertung vor Ort durch das eigene Personal;
– Aufnahme der Schadensbilder und Implementierung einer asbestzementtypischen Schadensdatenbank mit der Möglichkeit der Ableitung von Schadensursachen vor Ort;
– Monitoring der Asbestfaserkonzentration im Trinkwasser;
– Vorschlag von Maßnahmen zur Nutzungsdauerverlängerung (z.B. Berücksichtigung des Netzdruckes auf die Schadenshäufigkeit an AZ-Leitungen);
– Unterstützung der Kommunikation des Wasserversorgers zu „Asbest im Trinkwasser“.
Die Projektergebnisse, insbesondere die zustandsorientiert prognostizierte Nutzungsdauer, unterstützen Versorgungsunternehmen mit einem relevanten Bestand an AZ-Leitungen wesentlich bei deren Rohrnetzbewertungen (Schwachstellenanalyse), bei ihren Instandhaltungs- bzw. Rehabilitationsplanungen (Reha-Zeitpunkt, Reha-Aufwand/Kosten) sowie bei der Durchführung von Rehabilitationsmaßnahmen (Rang- und Reihenfolge). Ein wirtschaftlich und technisch optimierter Zeitpunkt der Rehabilitation (meist Erneuerung der Leitung) lässt sich mittels der genannten Projektergebnisse im Vergleich zu rein statistischen Auswertungen genauer oder überhaupt erst abschätzen.
Ansprechpartnerin und Informationen zur möglichen Kooperation:
Dr.-Ing. Angelika Becker, Bereichsleitung Wassernetze