Ergebnisse zum 27. Mülheimer Wassertechnischen Seminar
Bereits zum 27. Mal fand am 16.06.2016 das Mülheimer Wassertechnische Seminar statt. Das jährliche Seminar dient Fachleuten der Wasser- und Abwasserbranche als Plattform für Information und direkten Dialog. Forscher aus Universitäten und Forschungseinrichtungen, Industriepartner und Behördenvertreter diskutieren in entspannter Atmosphäre über neue Entwicklungen und wissenschaftliche Erkenntnisse sowie Chancen und Risiken von Wasseraufbereitungsprozessen.
Das Thema der in diesem Jahr von IWW Mülheim, Universität Duisburg-Essen und TZW Karlsruhe gemeinsam ausgerichteten Veranstaltung war die Renaissance der Adsorption. Hierzu konnten anerkannte Experten gewonnen werden, die den Stand der Technik und Forschung dieser bewährten Technologie zur Entfernung organischer Wasserinhaltsstoffe seit Jahren mitbestimmen. Das Seminar war unterteilt in die vier Themenblöcke „Großtechnische Anwendung“, „Anforderungen an Rohstoffe und Aktivkohlen“, „Wiederverwendung und Bewertung von Aktivkohlen“ und „Ausblick – Entwicklungen“.
Zur Einführung in das Thema stellte Prof. Detlef Knappe von der North-Carolina State University im Hauptvortrag die Entwicklungen in Praxis und Forschung zur Adsorption in den USA dar. Er präsentierte Ergebnisse zu Untersuchungen mit Zeolithen, Graphen, Kohlenstoffnanoröhrchen und superfeinen Pulverkohlen. Seine Forschungsarbeiten zur Entfernung von perfluorierten Verbindungen, endokrin wirksamen Stoffen, Antibiotika und anderen pharmazeutischen Wirkstoffen machten aber auch deutlich, dass sich in Industrieländern die Probleme bezüglich Mikroschadstoffe gleichen.
Anschließend startete der 1. Themenblock mit einem Vortrag von Richard Wülser von der Wasserversorgung Basel. Er berichtete über die Renaissance der Aktivkohle in Basel bei der Aufbereitung von Oberflächenwasser beeinflusster Rohwasser und den dortigen Plänen, die Sicherheit der Aufbereitung bezüglich Mikroschadstoffe noch weiter zu erhöhen. Erik Koremann von dem niederländischen Unternehmen PWN Technologies stellte eine neue Ionenaustauschtechnik zur Entfernung von natürlichem organischem Material vor, die in einem der modernsten Wasserwerke Europas in Andijk am Ijsselmeer Anwendung findet. Catrin Bornemann vom Wupperverband präsentierte Ergebnisse eines Forschungsprojektes auf dem Klärwerk Buchenhofen an der Wupper, bei dem der Einsatz von granulierter Aktivkohle mit dem von Pulveraktivkohle zur Entfernung von Mikroschadstoffen großtechnisch verglichen wurde. Abgerundet wurde der 1. Themenblock mit einem Vortrag über den aktuellen Sachstand des Einsatzes von Pulverkohlen auf kommunalen Kläranlagen in Baden-Württemberg, gehalten von Dr. Steffen Metzger, einem Mitarbeiter des Kompetenzzentrums Spurenstoffe Baden-Württemberg,
Gabriele Neuroth, seit dem Jahr 2000 Leiterin des technischen Bereichs der Donau Carbon, ging in ihrem Vortrag im 2. Themenblock auf die Auswahl geeigneter Rohstoffe für die Herstellung von Aktivkohlen, die Möglichkeiten der Aktivierung und Nachbehandlung und die sich daraus ergebenden Eigenschaften ein. Dr. Frank Sacher vom TZW beschloss den 2. Themenblock mit einem Vortrag zu den Anforderungen an Aktivkohlen aus verfahrenstechnischer Sicht. Er hob hervor, dass Benetzbarkeit, Abriebfestigkeit, Spülverhalten und Filtrationseigenschaften für den Betrieb technischer Anlagen elementar wichtige Eigenschaften sind, die bereits im Vorfeld einer entsprechenden Anwendung adressiert werden müssen.
Im 3. Themenblock berichtete zunächst Dr. Andreas Nahrstedt vom IWW über das Forschungsprojekt „Re-Aktiv“. Untersucht wurde die Wiederverwendung von erschöpfter granulierter Aktivkohle aus der Trinkwasseraufbereitung. Er konnte zeigen, dass eine großtechnische Umsetzung realisierbar ist und dass sich durchaus gute Chancen für wirtschaftliche und ökologische Vorteile ergeben, wenn sich mehrere Wasserwerke und Kläranlagenbetreiber zusammenschließen. Im Anschluss sprach Dr. Brigitte Haist-Gulde vom TZW über die Bewertung neuer Aktivkohlen im Hinblick auf den Einsatz in Wasserwerken, ein aus Anwendersicht fundamentaler Gesichtspunkt, denn die Bewertung muss alle wesentlichen Anforderungen umfassen und sollte möglichst standardisiert sein.
Dr. Marcel Riegel (TZW) startete den letzten Themenblock und stellte Ergebnisse seiner Arbeiten zur Entfernung von perfluorierten Chemikalien mittels spezieller Ionentauscherharze vor. Anschließend berichtete Lucas Landwehrkamp von der Universität Duisburg Essen zu Forschungsaktivitäten zur Modifikation von Aktivkohlen zur Optimierung ihrer Eigenschaften. Dr. Roberta Hofman-Caris (KWR Watercycle Research Institute, Nieuwegein, Niederlande) präsentierte ihre Arbeiten zur Affinitätsadsorption. Hierbei werden organische Polymere zielgerichtet zur Entfernung von spezifischen Schadstoffen eingesetzt. Zum Abschluss des Themenblocks und der Veranstaltung berichtete Jan Raiser von der Blücher GmbH über Kugeladsorber, eine synthetische Aktivkohle mit ganz besonderen Eigenschaften.
Den Teilnehmern der Veranstaltung senden wir den Link zum Download aller Vorträge zu, nach Freigabe durch die Referenten. Sollten Sie keine Gelegenheit gehabt haben, selbst teilzunehmen, können Sie die Vorträge gegen eine Schutzgebühr von 50 € bei uns anfragen (per Mail an Susanne Bonorden).
Die wissenschaftlichen Leitung
(Dr. Brigitte Haist-Gulde und Prof. Dr.-Ing. Stefan Panglisch)