Großes Interesse am Thema “Trinkwasser-Installation” beim IWW-Kolloquium in Biebesheim
Am 26.06.2014 fand am Standort IWW Rhein-Main ein mit ca. 45 Teilnehmern sehr gut besuchtes Kolloquium zum Themenbereich Trinkwasser-Installation mit Fokus auf Materialien – Hygiene – Korrosion – Spülung – Installationsdesign statt. Die Gastvorträge wurden von Herrn Dr. Arens, Viega GmbH, Attendorn und Herrn Hammann, Hammann GmbH, Annweiler am Trifels, gehalten.
Herr Dr. Arens beschäftigte sich mit wichtigen und teilweise widersprüchlichen Anforderungen im Regelwerk (bautechnischer Art) an den Erhalt der Wassergüte. DIN EN 806, DIN 1988, VDI 6023 – das Regelwerk wurde mit jeder Überarbeitung konsequenter und konkreter auf die Belange der Trinkwasserhygiene ausgerichtet. Er zeigte in seinem Vortrag anschaulich und mit aussagekräftigem Bildmaterial aus der Praxis, dass im Hinblick auf die Belange der Trinkwasserhygiene vieles sinnvoll, aber lange nicht widerspruchsfrei ist. Auf großes Interesse stießen insbesondere die Ausführungen zum Installationsdesign und zur Simulation der Strömungsverhältnisse zur Vermeidung von Stagnationsbereichen.
Der Vortrag von Herrn Hammann umfasste schwerpunktmäßig die Reinigung von Trinkwasser-Installationen mittels Comprex-Verfahren als Komponente zur Sanierung von kontaminierten Systemen. Der Vortrag wurde durch reichhaltiges Bildmaterial aus der Praxis sowie zweiVideos anschaulich unterstützt. Als Quintessenz wurde die Aussage des DVGW-Arbeitsblattes W 557 zur Bedeutung der Reinigung herangezogen: „Der erste Schritt zur Beseitigung einer Verunreinigung ist in jedem Fall die Reinigung.“ Abgerundet wurden die Ausführungen durch die Darstellung aktueller Forschungsvorhaben und die Darstellung der Untersuchungsmöglichkeiten in der Teststrecke in Landau.
Zwei Vorträge stammten aus dem Hause IWW.
Von Frau Dr. Schaule wurden Ergebnisse der beiden Forschungsprojekte „Hausinstallation“ und „Biofilm-Management“ (beides Verbundprojekte, gefördert durch das BMBF) vorgestellt und das Leben der Organismen in der Wasserphase und auf der Werkstoffoberfläche sowie die Faktoren der Ausbildung von Biofilmen näher beleuchtet. Ein neu gestartetes Forschungsprojekt „Energieeffizienz und Hygiene in der Trinkwasser-Installation“(Verbundvorhaben EnEff:Wärme; Fördermittelgeber BMWi) geht von der These aus, dass Wasser nicht nur das Lebensmittel Nummer 1 ist, sondern auch das umweltverträglichste, wirtschaftlichste und am meisten verbreitete Wärmeträgermedium. Für die Zwecke der Nutzung des erwärmten Trinkwassers (Trinkwarmwasser – TWW) sind 40 bis 50 °C völlig ausreichend. Aber: was ist mit der Hygiene? Steigt die Gefährdung? Ziel dieses Vorhabens ist folgerichtig die quantitative Identifikation des trinkwasserhygienisch abgesicherten Energiesparpotentials für zukünftig relevante Technologien der Trinkwarmwassererzeugung/–verteilung (Mehrfamilienhäuser, typische Nichtwohngebäude).
Frau Dr. Becker präsentierte die aktuellen Entwicklungen zur Liste trinkwasserhygienisch geeigneter metallener Werkstoffe des Umweltbundesamtes und die damit verbundenen Konsequenzen für den zukünftigen Einsatz von Materialien für die Trinkwasser-Installation. Neue Werkstoffe müssen die in den entsprechenden Regelwerken vorgegebenen Prüfungen zum Nachweis der hygienischen Eignung zukünftig führen, bevor sie in der Trinkwasser-Installation eingesetzt werden können. Der rechtliche Rahmen und die Konsequenzen für den Einsatz von Werkstoffen werden eindeutig und verbindlich geregelt. Die Werkstoffliste ist eine dynamische Liste, d. h. der Anwender sollte sich über Neuerungen regelmäßig informieren. Die Führung und Weiterschreibung der Werkstoff-Liste durch das UBA hat in Verbindung mit § 17 TrinkwV bindenden Charakter. Nach Festlegung der Bewertungsgrundlagen für eine Werkstoff- oder Materialgruppe gelten sie nach Ablauf von zwei Jahren nach ihrer Veröffentlichung verbindlich. Der Verstoß, d. h. der Einbau von Produkten mit nicht gelisteten Werkstoffen ist zukünftig eine Ordnungswidrigkeit.
Die rege Diskussion der Vorträge und das große Interesse zur Teilnahme hat wieder einmal gezeigt, dass uns das Thema Trinkwasser-Installation mit all seinen Facetten noch lange begleiten wird.
Die Präsentationen stehen hier zum Download bereit: