Baden in der Ruhr – Pressekonferenz am 16.4.2014
Rund 60 Prozent der Menschen aus den Ruhranlieger-gemeinden wünschen sich das Baden in der Ruhr: aufgrund der rechtlichen Gegebenheiten lässt sich dieser Wunsch allerdings nur sehr schwer erfüllen.
Zurzeit besteht im Ruhrgebiet ein Badeverbot für die Ruhr und ihre Stauseen. Das Projekt Sichere Ruhr, das vom 1. Januar 2012 bis zum 31. Dezember 2014 läuft, überprüft, ob das Baden in der Ruhr hinsichtlich der hygienischen Bedingungen in Zukunft möglich sein könnte. Eine aktuell vom Projekt Sichere Ruhr durchgeführte Bevölkerungsumfrage zeigt: mehr als die Hälfte der Befragten ist bereit, sich finanziell an der Umsetzung einer Bademöglichkeit in der Ruhr zu beteiligen.
Nach zwei Jahren intensiver Forschung können nun erste Aussagen zu den Ergebnissen und zukünftigen Bademöglichkeiten gemacht werden. „Die hygienische Bewertung zeigt, dass Baden in der Ruhr grundsätzlich realisiert werden könnte, wenn auch nicht immer und überall“ sagt Projektsprecher Wolf Merkel. Günstige Voraussetzungen für unbedenkliches Baden im Fluss sind mehrere regenfreie Tage in Folge. Unter den heute gegebenen Bedingungen wäre eine solche Badenutzung der Ruhr jedoch nur an einigen Tagen im Jahr möglich. Verschiedene organisatorische und technische Maßnahmen wären notwendig, um die Qualität des Wassers noch weiter zu verbessern und die mögliche Zahl der Badetage zu erhöhen. Aber dennoch: Die strengen europaweiten Anforderungen zur Einstufung der Ruhr als Badegewässer sind so hoch, dass eine vollständige Erreichung dieses Ziels auch nach Umsetzung weiterer Maßnahmen eher unwahrscheinlich ist. Allerdings bieten die bereits heute an verschiedenen Abschnitten der Ruhr günstigen hygienischen Bedingungen die Chance, eine rechtliche Basis zu finden, damit das Baden bei Trockenwetter geduldet werden kann.
Die beim Baden in der Ruhr bestehenden Gesundheitsgefahren gehen in erster Linie von Krankheitserregern aus. Diese können unter anderem Durchfälle hervorrufen. Erkrankungsrisiken bestehen vor allem für ältere Menschen und Kleinkinder mit einem schwachen Immunsystem. Da die Wasserqualität in natürlichen Gewässern durch Umwelteinflüsse, wie zum Beispiel das Wetter, jederzeit natürlichen Schwankungen unterliegt, wird ein völlig risikofreies Baden naturgemäß nie möglich sein. Natürlich gibt es beim Baden in Flüssen stets auch Gefahren wie Strömungen oder Treibgut. „Eigentlich sieht es ganz gut aus. Aber Baden in der Ruhr wird immer auch mit Restrisiken verbunden sein“, gibt Merkel zu bedenken. Da jeder selbst entscheiden muss, ob er sich diesen Gefahren aussetzen möchte, würde die Verantwortung, in der Ruhr zu baden, letztlich bei jedem Badegast selbst liegen.
Die hygienische Qualität der Ruhr wird ganz wesentlich durch starken Regen und daraus resultierendes Hochwasser beeinträchtigt. Dabei gelangen Krankheitserreger durch Abschwemmungen von landwirtschaftlichen Flächen, durch Überläufe aus der städtischen Kanalisation und durch Kläranlagenabläufe in den Fluss. Aus diesem Grund wäre die weitere Verbesserung und stetige Kontrolle der hygienischen Wasserwerte in der Ruhr eine Voraussetzung für die künftige Bademöglichkeit. Hierzu wären zusätzliche technische und organisatorische Maßnahmen notwendig, um den Keimeintrag aus den städtischen Kanalisationen, den Kläranlagen und durch Abschwemmungen aus der Landwirtschaft zu verringern. Zum Schutz der Badegäste wird derzeit im Projekt auch ein engmaschiges Überwachungssystem erarbeitet. Dieses würde frühzeitig anzeigen, wann das Wasser zum Baden geeignet wäre.
Auch mit der Ausgestaltung von Badestellen beschäftigt sich das Projektteam. Unter Bürgerbeteiligung wurden im April 2013 drei Szenarien zum Baden in der Ruhr entworfen: „Naturnahes Baden“, „Baden an ausgewiesenen Badestellen“, und „Baden in Flussbädern“. Diese werden nun als Grundlage für die weitere Planung der Bademöglichkeiten im Gewässer genutzt. Noch offene Fragen zu möglichen Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität und zu den Möglichkeiten, wie sich Anrainer hieran beteiligen können, werden im Laufe des Jahres 2014 bearbeitet. Ebenso findet am 16. und 17. Mai ein weiterer Workshop mit Bürgerbeteiligung am Baldeneysee statt. In diesem soll ein Badeszenario im Detail ausgearbeitet werden, um hieraus schließlich Realisierungsoptionen zum Baden in der Ruhr zu entwerfen. Ob diese Optionen letztendlich umgesetzt werden, liegt aber an den einzelnen Städten und Kommunen. Derzeit ist aber noch offen, auf welcher rechtlichen Basis ein Baden in der Ruhr möglich werden könnte. Hierzu analysiert das Projektteam auch die Erfahrungen mit dem Baden in Fließgewässern in anderen Bundesländern und in Europa.
Neben den Untersuchungen zur Ruhr als Badegewässer wurde auch das Trinkwasser, das aus Ruhrwasser gewonnen wird, auf seine hygienische Beschaffenheit hin analysiert. Dabei zeigte sich, dass schon der erste, naturnahe Schritt des Reinigungsprozesses – die Filterwirkung der Bodenpassage – die in der Ruhr vorkommenden Krankheitserreger so weit zurück hält, dass sie nur noch sehr selten nachgewiesen werden können. Die weiteren Aufbereitungsschritte im Trinkwasserwerk sorgen schließlich dafür, dass die Erreger verlässlich aus dem Trinkwasser beseitigt werden.
Die Zwischenergebnisse werden am 16.4.2014 in Essen, Regattahaus am Baldeney-See im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.